Tier des Jahres 2006

     
 

Der Steinbock: Vor 100 Jahren eingeschmuggelt

 
     
 
 
     
 

Der Alpensteinbock: In der Schweiz einst ausgerottet – heute der König
der Berge. Seit hundert Jahren ist der anspruchslose Extremkletterer
wieder in der Schweiz heimisch. Die erfolgreiche und abenteuerliche
Wiederansiedlung ist für Pro Natura Grund, ihr «Wappentier» zum «Tier
des Jahres 2006» zu erklären.

Wir schreiben das Jahr 1906. Männer mit buschigen Bärten tragen
ungewöhnliches Gepäck durch Martigny: Zwei junge Steingeissen und einen
Steinbock – Diebesgut! Die Tiere stammen aus dem norditalienischen Gran
Paradiso, dem persönlichen Jagdrevier des italienischen Königs Vittorio
Emanuele II. Die dreisten Herren hatten einen Wilderer beauftragt, die
Jungtiere aus dem Aostatal in die Schweiz zu schmuggeln. Seit 1875 hatte
der Bund wiederholt aber erfolglos versucht, italienische Steinböcke
legal zu erstehen. In der Schweiz waren sie nämlich ausgerottet.

Als «kletternde Apotheke» ausgerottet

Bis ins Mittelalter war der Steinbock in den Schweizer Alpen weit
verbreitet, fiel dann aber den Jagd- und Essgelüsten der Menschen zum
Opfer. Auch die von Aberglauben geprägte Volksmedizin wurde ihm zum
Verhängnis: Die zerriebene Hornspitze wurde als Potenzmittel für den
Mann genutzt und das Blut als Mittel gegen Blasensteine. Auch Magenteile
des Alpentiers waren begehrt; man glaubte fest an ihre Wirkung gegen die
Melancholie. 1809 wurde der letzte Steinbock der Schweiz erlegt.

Nun wollte man ihn wieder zurück haben. Die erbeuteten Jungtiere wurden
in Tierpärke gebracht, wo sie dem Aufbau einer Kolonie dienten.
Schliesslich wurden 1911 im Gebiet «Graue Hörner» in St. Gallen die
ersten Steinböcke in die Freiheit entlassen. Heute – nach hundert Jahren
– leben wieder rund 14000 Steinböcke in der Schweiz. Seit 1977 darf der
häufigste wildlebende Hornträger wieder kontrolliert bejagt werden.

Pro Natura Wappentier aus gutem Grund

Nicht umsonst ist der Steinbock das Erkennungszeichen von Pro Natura:
Seit ihrer Gründungszeit setzt sich Pro Natura tatkräftig für den Schutz
des Steinwildes ein. Sie finanzierte früher Unterkünfte und
Entschädigungen von Wildhütern, die mit dem Schutz der Steinböcke
betraut waren. Im Nationalpark sorgte Pro Natura ausserdem für die erste
Wiederansiedlung von Steinböcken im Kanton Graubünden. Ein weiterer
Verdienst von Pro Natura ist, dass der Steinbock heute in den Schweizer
Bergen nicht nur in einzelnen, isolierten Gebieten, sondern
flächendeckend vorkommt. Erreicht hat das die Naturschutzorganisation,
indem sie sich schon früh für Umsiedlungen von Steinböcken stark gemacht
hat, nachdem die Bestände nach der Ansiedlung wieder gewachsen waren.
Heute engagiert sich Pro Natura dafür, dass die Lebensräume der
Steinböcke nicht durch Grossprojekte zerstört oder die Steinbockbestände
durch eine Freigabe der Jagd nicht wieder gefährlich vermindert werden.

Die – zugegeben – etwas zwielichtige Wiederansiedlung des Steinbocks ist
ein schöner Erfolg früher Naturschutzbemühungen. Vorbeugen ist dennoch
besser als mühsam wiederansiedeln. So versucht moderner Artenschutz, die
Lebensräume für wildlebende Tiere langfristig zu fördern und so Arten
wie den Steinbock gar nicht erst aussterben zu lassen. Dafür setzt sich
Pro Natura ein.

Mehr Infos zum Steinbock >>>>> hier

 
     
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